Mit sehenden, denkenden und wissenden Händen

Mit sehenden, denkenden und wissenden Händen

Bei der Cranio-Behandlung erspüren wir sehr feine Eigenbewegungen von Geweben, Organen und Körperteilen. Der Fachbegriff dafür ist Motilität.  Dabei differenzieren wir

  • die Art der Bewegung (rhythmische Bewegungen, Fließbewegungen, Pulsieren, Vibrieren, Suchbewegungen usw.)
  • die Qualität der Bewegung (Homogenität, Klarheit, Symmetrie usw.)
  • die Quantität der Bewegung (Amplitude, Frequenz, Kraft usw.)

Zustandsabhängig ergeben sich charakteristische Motilitätsmuster. Aus ihnen können wir  Rückschlüsse auf die (autonome) Regulationsfähigkeit von Geweben, Organen und des gesamten Organismus ziehen. Mit Wissen, Erfahrung und Intuition können wir den Zustand des gesamten Menschen erfassen, auf körperlicher, mentaler und seelischer Ebene.

Gleichzeitig leitet unsere rezeptive Art des Kontaktes einen therapeutischen Prozess ein. Körperlicher Kontakt ist eine archaische Kommunikationsform. Beispielsweise kann ein In-den-Arm-nehmen viel mehr Ruhe vermitteln als die Worte „Beruhige dich.“

Auf unbewusster Ebene reagiert der Organismus auf die Art und Weise des Kontaktes mit Veränderung der Muskelspannung, des Erregungszustandes des Nervensystems und des hormonellen Gleichgewichts. Das wiederum beeinflusst Blutdruck, Stoffwechsel, psychische Verfassung, Immunsystem usw.usw.

Je nachdem wo und wie ich berühre, kann ich unterschiedliche Prozesse induzieren. Dabei kann ein um Nuancen veränderter Kontakt vollständig andere Prozesse auslösen. Das ist die Kunst in der Cranio-Sacral-Therapie, die zu erlernen ist.

Bei einem erfahrenen Cranio-Sacral-Therapeuten sind diese Vorgänge so automatisiert, dass der Eindruck entsteht, dass die Hände autonom arbeiten. Daher stammt der Ausspruch unseres Gründervaters W.G. Sutherland „Mit sehenden, denkenden und wissenden Händen“.